Karl's Nitrox-Seite:

Vermeidung von Hyperoxie beim Nitrox-Tauchen

 

Sich zu lange erhöhtem Sauerstoff- Partialdruck auszusetzen kann zu Sauerstoff- Vergiftungs- (Hyperoxie-) Problemen führen, daher gibt es Tiefen Grenzen (genauer gesagt O2-Partialdruck-Limits) und Partialdruck- Zeit Limits.

Einen der Epilepsie vergleichbaren Krampfanfall unter Wasser zu bekommen, während man durch ein Mundstück atmet, ist viel gefährlicher als in der sicheren Umgebung einer Druckkammer, daher unterscheiden sich die Grenzwerte für unterschiedliche Situationen so sehr. CO2, sprich Anstrengung, erhöht das obendrein Risiko von ZNS- (engl.: CNS-) Problemen beim Atmen von Gasen mit erhöhtem Sauerstoff- Teildruck (ppO2). Das Risiko einen Sauerstoffkrampf zu erleiden wächst mit ppO2, Einwirkungszeit, Körperlicher Belastung, Streß, Angst und Unwohlsein.

 ppO2-Grenzwerte:

     

<0,12bar

- ohne Anpassung: zu niedrig (Ohnmacht, Tot)

     

0,16bar

- Minimum für uneingeschränkte normale Funktion

     

0,21bar

- ist wofür Gott für die Menschen vorsah  

     

0,3 bar

- Langzeit Aufenthalt (ohne Lungen Toxizitäts Probleme)

     

0,5 bar

- Maximalwert für Langzeit- Tauchgänge (24h),
- erste Symptome des "Liorraine Smith Effekts"

     

1,0 bar

- übliche Einstellung für das Magnetventil bei Hobby CCR-Tauchgängen

     

1,4 bar

- RAB: kaltes Wasser / Anstrengung

     

1,6 bar

- RAB: warmes Wasser / einfache Bedingungen

     

2,0 bar

- Marine (nur unter Ausnahmebedingungen)
- Decompressionskammer, max 3h

     

3,0 bar

- im IDA71-Manual als kurze Passage-Einwirkung gefunden
- Dekompressionskammer, max 2h

     

4,0 bar

- Dekompressionskammer, max 40min.

 

Mit Sauerstoff- Teildrücken oberhalb von 0,5bar zu tauchen bedeutet zwei Uhren zu beachten die den Tauchgang durch die Gefahr toxischer Effekte begrenzen.

  1. ZNS-Toxizität
  2. Lungen-Toxizität

 

ZNS-Toxizität, "Paul Bert Effect":

Bei Sauerstoff Teildrücken oberhalb 1,7bar kommt es innerhalb relativ kurzer Zeit zu Kampfanfällen, die man am besten mit denen der Epilepsie vergleichen kann. Dies ist extrem gefährlich wenn es bedeutet sein Mundstück zu verlieren und Wasser einzuatmen ! Je höher der Sauerstoff- Partialdruck ist, desto kürzer ist die Zeitspanne bis das Risiko den akzeptierten Rahmen überschreitet.

Die Anfälle beginnen zumeist mit Zuckungen im Bereich des Mundes und der Augenlieder, zuvor können schnellerer Puls, Übelkeit, Schwindelgefühl und Röhrensehen als erste Signale auftreten. Atemprobleme die sich in einer schnellen, flachen Atmung äußern, verbunden mit Erstickungsgefühlen und Beklemmungen bilden dann die Überleitung bis es sehr schnell zu tonischen Krämpfen des ganzen Körpers und Bewußtseinsverlust kommt.

U.S. Navy Diving Manual (1973):

 Normale Umstände

 Im Notfall

Zeit/min

ppO2-max/bar

Zeit/min

ppO2-max/bar

30

1,6

30

2,0

40

1,5

40

1,9

50

1,4

 

 

60

1,3

60

1,8

80

1,2

80

1,7

120

1,1

120

1,5

 

 

180

1,4

240

1,0

240

1,3

 

NOAA Limits unter Arbeitsbedingungen (1990):

ppO2/bar

Zeit/Tag [min]

Zeit/Tg[min]

Zeit/Tg[min]
im Notfall

0,6

720

720

 

0,7

570

570

 

0,8

450

450

 

0,9

380

380

 

1,0

330

300

 

1,1

270

240

 

1,2

240

210

 

1,3

210

180

240

1,4

180

150

180

1,5

180

120

150

1,6

150

45

120

1,7

 

 

75

1,8

 

 

60

1,9

 

 

45

2,0

 

 

30

Oberflächenpause (ppO2=0,21bar) zwischen zwei Tauchgängen: mindestens 45 Minuten.

 

ppO2
[bar]

CNS O2%
[%/min]

Tauchzeit
[min]

ppO2
[bar]

CNS O2%
[%/min]

Tauchzeit
[min]

0,50

0,00

¥

1,22

0,48

208

0,60

0,14

714

1,24

0,51

196

0,64

0,15

667

1,26

0,52

192

0,68

0,17

588

1,28

0,54

185

0,70

0,18

556

1,30

0,56

179

0,74

0,19

526

1,32

0,57

175

0,76

0,20

500

1,34

0,60

167

0,78

0,21

476

1,36

0,62

161

0,80

0,22

455

1,38

0,63

159

0,82

0,23

435

1,40

0,65

154

0,84

0,24

417

1,42

0,68

147

0,86

0,25

400

1,44

0,71

141

0,88

0,26

385

1,46

0,74

135

0,90

0,28

357

1,48

0,78

128

0,92

0,29

345

1,50

0,83

120

0,94

0,30

333

1,52

0,93

108

0,96

0,31

323

1,54

1,04

96

0,98

0,32

313

1,56

1,19

84

1,00

0,33

303

1,58

1,47

68

1,02

0,35

286

1,60

2,22

45

1,04

0,36

278

1,62

5,00

20

1,06

0,38

263

1,65

6,25

16

1,08

0,40

250

1,67

7,69

13

1,10

0,42

238

1,70

10,0

10

1,12

0,43

233

1,72

12,5

8

1,14

0,43

233

1,74

20,0

5

1,16

0,44

227

1,77

25,0

4

1,18

0,46

217

1,79

31,25

3

1,20

0,47

213

1,80

50

2

 

Erholzeit [h:min]

0:30

1:00

1:30

2:00

2:30

3:00

3:30

4:00

4:30

5:00

6:00

9:00

Multiplikator

0,8

0,63

0,5

0,4

0,31

0,25

0,2

0,16

0,13

0,1

0,06

0

Beispiel:

1. TG 2h bei ppO2=1,3bar, 3h 15min Oberflächenpause bei ppO2=0,21bar,
2. TG 1h bei ppO2=0,7bar

120Minuten*0,56CNS%/min=67,2CNS%

67,2CNS%*0,25=16,8CNS%

16,8CNS% + 60Minuten*0,18CNS%/min=27,6CNS%

 

 

Lungenschädigungen, "Liorraine Smith Effect":

Die Symptome können in jeder beliebigen Reihenfolge auftreten: Husten ohne Auswurf, erhöhter Atemwiderstand, Schwierigkeiten tief Einzuatmen, niedrigere Vitalkapazität, Engegefühl unter dem Brustbein, Schmerzen in den Bronchien, Ungeschicklichkeit und Koordinationsprobleme.

Als eine Ursache wird die zerstörende Wirkung hohen Sauerstoff- Partialdrucks auf die oberflächenaktive Substanz (Sufactant) in den Alveolen angesehen. Aufgrund der elastischen Struktur des Lungengewebes haben die Lalveolen die Tendenz bei der Ausatmung zusammenzufallen. In der ungeschädigten Lunge verhindert dies ein Oberflächenfilm aus Lipoproteinen indem er die Oberflächenspannung herabsetzt. Wird dieser Schutzfilm (Antiatelektasefaktor) durch über lange Zeit erhöhten O2-Partialdruck zerstört, oder aber auch beim Ertrinken ausgewaschen, kommt es zu Kollaps und Ödembildung der Alveole.
Beim Liorraine Smith Effect kommt es zunächst zu einer Verdickung / Schwellung der Alveolen sowie auch der Wandungen der Lungengefäße, dann zu Ödembildung und bei weiterem Fortschreiten zum Zusammenfall von Alveolen (Atelektasen Bildung).

In den frühen 60´er Jahren wurde eine Einheit zur Messung der Lungentoxizität definiert:
UPTD (unit pulmonary toxic dose) = OTU (oxygen tolerance unit) = CPTD (cumulative pulmonary toxic dose)

1 OTU = 1bar-ppO2 * 1minute 

 ppO2/bar

 0,5

 0,6

0,7 

 0,8

 0,9

 1

 1,1

 1,2

 1,3

 1,4

 1,5

 OTU/min

 0

0,285

0,49

 0,658

 0,881

 1

 1,18

 1,32

 1,47

 1,62

 1,77

 

 ppO2/bar

 1,6

 1,7

1,8 

 1,9

 2,0

 2,1

 2,2

2,3

2,4

 2,5 

 OTU/min

 1,92

 2,01

2,2

2,34

 2,48

2,61

2,74 

2,88

3,0

3,14

 

 Tauchtage

Mittelwert OTU/Tag

Summe OTU's

1

850

850

2

700

1400

3

620

1860

4

525

2100

5

460

2300

6

420

2520

7

380

2660

>7  

300

 

 

Nitrox-Tauchen bedeutet also 3 unabhängige Tauchtabellen beachten zu müssen:
1)
ZNS-Tox Tabelle
2)
OTU-Tabelle
3)
Dekompressions Tabelle

 

Es empfiehlt sich zur Übung auszurechnen wann die OTU's zum begrenzenden Faktor werden, speziell wenn man ihr Limit nur zu 70% ausnutzen möchte. Die OTU's sind nun mal ein Maß für das durchschnittliche Erreichen einer bestimmten, messbaren körperlichen Beeinträchtigung.

 

  Nitrox-Index

 

http://Rebreather.de/nitrox/O2_tox.html © Karl Kramer, 16.11.1998